Dienstag, 1. Februar 2011

Segeltörn durch die Stockholmer Schären

24. 8. 2010
Stockholm, „Queens“-Hotel in der Drottninggatan. Hier verbringen wir die letzte Nacht auf festem Boden, die nächsten ca. 16 Nächte wird er unter uns schwanken, denn heute geht’s mit der Fähre nach Gashaga auf Lidingö, wo unser Charterboot hoffentlich auf uns wartet. Rentnerpreis 40 statt 60 SEK = ca. 4,50 €, der Rentner-Ausweis schont in Schweden in vielen Bereichen unser Budget. Die Charterbasis ist dann nicht so leicht zu finden und wir plagen uns ordentlich mit unserem schweren Gepäck. Besonders die 30kg-Taschen auf die Bavaria Holiday 31 namens „Miss Independance“ zu hieven ist ein Akt und der Herr Ewert von der Charterfirma kein „Kavalier alter Schule“. Sowieso ist er nicht besonders hilfreich, nur widerwillig macht er uns mit dem Boot vertraut und da gibt es einiges zu beanstanden. Die Positionslampen funktionieren nicht, es gibt keinen Bojenhaken, nur 1(!) löchriges, fleckiges Geschirrtuch, 2 Handtücher und brandneue, ungewaschene billige Bettwäsche, und, und, und. Herr Ewert zieht eine Schnute, seine Freundin muß er am Telefon vertrösten, denn ruckzuck geht die Einführung nicht über die Bühne. Mit 2 ½ Stunden hat er nicht gerechnet. Wir auch nicht. Auch nicht damit, dass der Fußweg zum Supermarkt mit Einkaufskarre statt versprochener 10 Minuten 45 Minuten dauert und das nicht nur, weil alle Hafenkarren platte Reifen haben. Unser „alter Schwede“ hat den Weg wohl noch nie selbst gemacht. Na gut, wir haben ja Urlaub und Zeit, also frisch ans Werk. Abends sind die Kojen mit dem nach Appretur stinkenden Bettzeug bezogen und die Vorräte verstaut. Wir freuen uns auf Morgen.


unsere "Miss Independence"

25. 8. 2010
Wunderbarer blauer Himmel um 8 Uhr, herrlich, aber um 9 Uhr verkriecht sich die Sonne hinter aufziehenden schwarzen Wolken und diese öffnen ihre Schleusen, die sich den ganzen Tag nicht mehr schließen werden. Ne, so soll es denn nicht losgehen, wir sind schließlich zu unserem Vergnügen da. Der „verlorene“ Tag ist dann im Nachhinein doch nicht verloren, denn unser Herr Ewert hat uns nicht nur bezüglich des Fußmarsches eine falsche Auskunft erteilt, sondern auch in Bezug auf den Tiefgang des Bootes und die deshalb wenigen in Frage kommenden Häfen mit genügender Wassertiefe. Sein Chef bringt auf unseren Wunsch noch Karten für den Mälar-See, die wir glauben zu brauchen, um unseren „Radius“ zu erweitern und klärt uns auf. Nein, keine 2,20 m Tiefgang, 1,85 m maximal und er gibt auch gleich Ratschläge für eine schöne machbare Route. Wir sind erleichtert. Jetzt muß nur noch der Wetterbericht stimmen und dann geht’s wirklich los.

26. 8. 2010
Der Wetterbericht stimmt und wir nehmen uns die Riesen-Route von 8 sm bis zum Wasahafen vor. Die Bavaria fährt sich wie mit Pinne. Die kleinste Steuerradbewegung wird befolgt und sie fährt rückwärts wie vorwärts in der Spur. Toll. So macht das Anlegen überhaupt kein Problem, nicht mal bei dem strömenden Regen, der ausgerechnet kurz vorher einsetzen muß. Wir haben wohl zuviel Zeit mit dem Bewundern der „Millionen-Villen“ verbummelt, die sich die reichen Stockholmer an den Ufern erbaut haben, Bootssteg mit entsprechender Yacht daran fast Standard. Der Wasahafen ist eigentlich geschlossen wegen Erneuerung der Anleger für eine bevorstehende große Messe mit über 200 Booten, aber es sind noch einige Heckbojen frei an der Pier. Da gibt es auch einige andere deutsche Charterer mit schwedischer Nationale und neben uns legt ein finnisches „Stehklo“ mit 3 jungen Leuten an. Was so alles zur See fährt. Wir machen erstmal Zeugwäsche. Leider mogelt sich ein rotes T-Shirt unter die Weißwäsche und färbt die neue Bettwäsche leicht violett. Wenigstens ist die Appretur raus. Abends gibt es Bordküche: Neue Kartoffeln mit Anchovis Sild und Dillhappen. Lecker. Bei einem schwedischen Lättbier im Cockpit planen wir den nächsten Tag. Vielleicht gehen wir ins Wasa-Museum. Außerdem sollte ich mir eine neue Segeljacke kaufen. Der alte Anorak hat den Wolkenbrüchen nicht mehr standgehalten.


eine der "Millionen-Villen"

27. 8. 2010
Die Sonne lacht vom Himmel und wir verschieben den Besuch der „Wasa“ zugunsten eines Stadtbummels. In der TouristInfo versuchen 2 junge Backpacker, eine billige Unterkunft für die Nacht zu bekommen. „Sorry, wir haben z.Zt. mehrere Kongresse in der Stadt und keine freien Unterkünfte mehr. Nur noch am Stadtrand und die sind sehr teuer“ werden sie beschieden. Zu teuer offensichtlich für unser Pärchen, sie scheinen ziemlich betrübt. Nach kurzer Absprache geht Kirsten ihnen nach und bietet ihnen eine Koje auf „Miss Independance“ an. Pierre-Louis, Informatik-Student im 8. Semester, und Laura, Medizin-Studentin im 1. Semester, kommen aus Straßburg und sagen begeistert zu, auch wenn sie das Angebot bestimmt überrascht hat. Sie sind auf dem Weg nach Norwegen, wo ein Freund von ihm ein Auslands-Studium angetreten hat. Das Wetter bleibt den ganzen Tag bestens, morgen wollen nicht nur wir weiter. Auf dem deutschen Clubschiff neben uns ist Crewwechsel und auch die W’havener „Pampero“ rüstet sich zur Heimreise. Pierre-Louis und Laura trinken abends noch ein paar Bierchen mit uns und kriegen eine Bord-Einweisung, besonders für die Benutzung des Klos, weil das ihr erstes Mal auf einem Boot ist. Dann ziehen sie mit all ihren Gepäckstücken und gleichzeitig in das enge Vorschiff! Muß wirklich eine ganz neue Erfahrung für sie sein, wir hören sie noch lange giggeln.

28. 8. 2010
Unsere Franzosen-Kinder haben gut und lange geschlafen und ich wecke sie mit meinen paar Brocken Schul-Französisch, die noch übrig geblieben sind. Leichtes Rumoren zeigt: Verstanden! Laura ist Vegetarierin und nimmt nur Brot und Butter mit schwarzem Kaffee. Also typisch französisch, aber leider  können wir nicht mit Croissant und Marmelade dienen. Da sie auch keinen Käse isst, können wir ihr zum Brot nur noch eine Banane aufschwatzen. Pierre-Louis ist da pflegeleichter. Wie die beiden die ganze Nacht ohne Klobesuch ausgekommen sind und auch noch frühstücken können, keine Ahnung. Aber sie gehen erst anschließend duschen. Laura kommt nach drei Minuten zurück, ihren Bikini holen. Auf unsere erstaunte Frage: „Die Duschen haben keine Vorhänge!“ „Aber da sind doch nur Mädels?!“ Tja, manche Menschen sind eben difficile, auch in Frankreich. Dann ziehen sie glücklich los mit ihren Rucksäcken: 200 Euro gespart. Was die beiden wohl zu Hause erzählen werden? Aber vielleicht haben wir damit ja das deutsche Image in ihrer Straßburger Umgebung etwas aufpoliert.
Wir ziehen auch los – wie die meisten – morgen wird der Hafen ganz geschlossen. Wieder ein traumhafter Tag. Was für ein schönes Land. Nur mein Rücken macht etwas Kummer. Unser heutiges Ziel liegt nur 17 sm entfernt: Die Schäreninsel Grinda. Es ist Samstag, merken wir an dem proppevollen Hafen. Nur noch eine Boje ist frei und die liegt weit, weit draußen. Ich knüpfe 5(!) von insgesamt 6 Festmacherleinen aneinander, bis es an den Steg reicht. Und der liegt tief unter uns. Wir finden nur eine Haushaltspütz, die wir umgestülpt als Tritt benutzen können, aber ich fürchte, zumindest mich wird die nicht lange aushalten. Grinda bietet viel, ein nettes Lokal auf den Klippen am Wasser, ein super Restaurant „Grinda Wärtshus“ auf dem Steinhügel nebenan (aber auch super teuer, trotzdem heute ausgebucht), einen kleinen Krämerladen, eine holzbefeuerte Sauna am Waldrand und Natur zum Verlieben. Abends legt noch ein Engländer neben uns an, sonst nur Schweden.


Schärenhafen Grinda

29. 8. 2010
Ausschlafen bis 9 Uhr. Kirsten hat meinen Rücken mit Voltaren versorgt. Die „Brits“, wie die Schweden die Engländer nennen, sind schon weg. Wir erinnern uns an die Bugleiter in der Backskiste und die Pütz am Steg kommt weg. Der Hafenmeister schenkt uns ein Stück Tau und 2 Handy-Schwimmhüllen, die bis auf das Bändsel daran allerdings nichts taugen. Bändsel sind rar, also gehen nur die Hüllen in den Müll. Wir erkunden, ob wir die Sauna nutzen können. Kostet 3500 SEK = ca. 400 € für 2 Stunden (!) sagt die Lady von der Rezeption im „Wärtshus“. Nein, wir haben uns nicht verhört, es bleibt dabei, auch nach zweimaligem Nachfragen.
Im Hafenlokal wird auf der Terrasse für die Saison-Schluß-Feier der Mitarbeiter eingedeckt. Da gehen wir noch vorher schnell duschen, bevor wir durch die Party-Gesellschaft marschieren müssen. Die Navigation für morgen steht. Planen, zum Naturhafen Finnshamn zu segeln, wo wir zum ersten Mal mit Heckanker anlegen müssen.

30. 8. 2010
Finnshamn ist gestrichen. Mein Rücken macht größere Probleme und da wollen wir nicht auf einer einsamen Schäre liegen, falls …. Segeln nach Südosten bis Sandhamn, wo wir eher medizinische Versorgung erwarten können. Das Wetter spielt weiterhin mit. Manchmal drohen dunkle Wolken, aber wir können bei Sonnenschein im Cockpit sitzen. Kirsten hat alle ausgefransten Festmacher mit einem glühenden Messer abgeschnitten und verschweißt (ein Schneidegerät, das wir auf der „Pirol“ gelassen haben, führen wir natürlich nicht im Reisegepäck mit und hier hätte es ca. 150 € gekostet). Wir schämen uns ja sonst mit diesen „Kälberstricken“. Das Schiff ist ok, aber die Ausrüstung „Woolworth“. Der Hafen von Sandhamn ist leer und wir könnten längsseits anlegen. Ich versuche zum ersten Mal, rückwärts einzuparken, aber da muß ich noch üben. Der Wind bläst mich immer wieder weg von der Pier. Abends fallen mehrere große „Dufour“ ein. Allesamt Charter-Boote. Sandhamn ist prädestiniert für Crewwechsel, von Stockholm per Fähre gut erreichbar und mit direktem Anschluß an die offene See. Abends sitzt ein großer Pulk dieser Wechselcrews in 3 riesigen Whirlpool-Fässern im Sea-Club in der Abendsonne, schwitzt in der dazugehörigen Sauna und nimmt anschließend ein Bad in der Ostsee. Toll, wenn es nur meinem Rücken besser ginge. Statt Sauna früh in die Koje mit von Kirsten gebastelter Ersatz-Wärmflasche aus 2 in ein Handtuch gewickelten Wasserflaschen. Ich fürchte, ich muß mir morgen einen Orthopäden suchen. Schiet!


Museum "Australia"

31. 8. 2010
Mein Rücken ist geringfügig besser, aber mit Hilfe von Hafenmeister und den netten Damen der Hotel-Rezeption mache ich vorsichtshalber einen Termin beim Medical-Center auf Djurö, nur per Fähre und Bus zu erreichen. Morgen erst möglich, weil auch dort nur 1 x die Woche ein Orthopäde tätig ist. Stockholm wäre aber noch komplizierter. Sandhamn ist sehr schön, auf einem Spaziergang amüsieren wir uns über Spatzen und Kohlmeisen, die beim Bäcker an den mit Plastikfolie abgedeckten Kuchen heranzukommen versuchen und landen im kleinen Museum „Australia“. Das ist benannt nach einem 1917 untergegangenen Segler, erzählt uns und 3 Stockholmer Studentinnen aus Australien, Holland und Deutschland der alte Gründer dieses Privat-Museums. Wir erfahren viel über Schmuggler und andere interessante Begebenheiten der Geschichte Sandhamns.
Im Hafen wehen inzwischen nur noch schwedische Nationalen. Das Wetter ist sonnig, aber der Himmel wolkig und der Wind kalt. Abends umschwärmen uns die Mücken und wir verschwinden unter Deck. Müssen ohnehin die Navigation für Dalarö in Angriff nehmen. Mein Rücken erholt sich weiter und ich hoffe, morgen den Arzt-Termin canceln zu können. „Florence Nightingale“ kommt noch mal mit der Ersatz-Wärmflasche zum Einsatz.


Kuchenklauer!





Djurö-Fähre


Spaziergang auf einer Schäre

1. 9. 2010
Der Rücken ist besser! Arztbesuch gestrichen! Stattdessen wunderbares Wetter und wir fahren durch enge Passagen zwischen den Schären hindurch nach Dalarö. Wenig Wind zwingt zum Motoren. Die Natur begeistert uns immer wieder und auch die hübschen roten Häuser, die aus den Kiefernwäldern lugen. „Hotellryggan-Anleger“ erweist sich als sehr unruhig durch den Schwell, den die häufig ein- und auslaufenden Fähren erzeugen. Außerdem gibt es weder Strom noch Frischwasser am Steg. Der Hafenmeister bietet uns an, in den Privat-Sportboothafen ein paar Meter weiter zu verholen, aber der liegt genauso ungeschützt und für die nächsten Tage wird Wind bis 8 Bft. angekündigt. Wir entscheiden uns lieber für Askfathamnen, gleich um die Ecke, wo wir wie in „Abrahams Schoß“ liegen sollten.


wunderbare Natur



2. 9. 2010
Das setzen wir morgens um 8 noch vor dem Frühstück in die Tat um und bereuen es nicht. Kein Schwell, geschützte Bucht, außer nach Süden und es gibt sowohl Strom als auch Wasser. Der Wind aus N-NO kann kommen.
Schwarze Wolkenfelder ziehen durch und bringen Regen und Wind, aber viel weniger als erwartet. Das mag natürlich auf der anderen Inselseite anders aussehen. Zwischendurch immer mal Sonne und blauer Himmel und das reicht für einen Spaziergang ins Dorf. Der erweist sich allerdings als anstrengende Kletterpartie, viele Höhenmeter sind zu überwinden und Segler sind ja nun mal nicht die ausdauerndsten Wanderer. Doch der Blick von oben über die Bucht, auf eine aus einer nackten Felsspalte wachsende Sonnenblume und ein – wohl nach Jahren - aus dem Meer geborgenes Fahrrad entschädigen für die Anstrengung. Außerdem ist die Benutzung der hafeneigenen Sauna kostenlos und da können wir uns wunderbar erholen. Der Wetterbericht für die nächsten Tage variiert zwischen Sturm und 4 Bft. Wir amüsieren uns mit Rummykab und Computer-Bridge und warten in Ruhe ab.




3. 9. 2010
Der Wind heult durch die Masten und schwarze Wolken jagen über den Himmel. Also Ausschlafen und das gleiche Programm wie gestern: Dorf-Spaziergang mit Kaffeetrinken und Supermarkt-Einkauf, Essen kochen, Rummykab und wieder Sauna genießen. Der Hafenmeister bringt den neuesten Wetterbericht. Ab morgen Mittag soll es abflauen. Wir planen den Aufbruch nach Utö.

4. 9. 2010
Schon morgens ist es fast windstill. Auch die Sonne versucht – noch etwas zaghaft – sich durchzusetzen. Bald frischt der Wind auf und wir können sogar segeln. Wunderbar, was für ein Unterschied zu den schweren Segeln auf der „Pirol“, Aus- und Einrollen von Groß und Genua kein Problem. Im Hafen von Utö herrscht noch gähnende Leere. Anlegen unter Heckanker klappt auf Anhieb. Bald nach uns fallen dann die Wochenend-Segler einer nach zwei anderen ein, d.h. die Hälfte mindestens sind Motorboote. Auch wenn der Schilfgürtel rundum eine totale Mückenbrutstätte ist, es gefällt uns sehr gut hier und wir beschließen, einen Tag zu bleiben. 245 SEK sind zwar stolze Hafenliege-Preise, aber wir können waschen und das ist mehr als nötig. Die bordeigenen Handtücher haben in der Delarö-Sauna arg gelitten und auch saubere Unterwäsche und T-Shirts gehen zur Neige.


Utö: Verbindung zweier Hafenteile

5. 9. 2010
Haben bis 1 Uhr nachts Bridge am Notebook gespielt und so ist Frühstück im Cockpit erst um 10 Uhr angesagt. Die Nachbarn grüßen freundlich, alle genießen die Sonne. Anschließend wandern wir die Sehenswürdigkeiten der Insel ab: Alte Eisenerz-Mine, Windmühle etc. Wieder Natur pur. Zwischen Birken und Kiefern viele Sommerhäuser und Ferien-Bungalow-Anlagen für Jugendliche. Die Insel scheint beliebt. Vor dem Fähranleger nach Stockholm bilden sich lange Schlangen. Heute scheint allgemeiner Abreisetag zu sein. Auch bei den schwedischen Segel- und Motorbooten großer Aufbruch. Wir bleiben ziemlich allein mit den blutgierigen Vampiren aus dem riesigen Schilfgürtel. Also alle Schotten dicht und an die Kartenarbeit, auch wenn wir morgen nur 2 sm weiter nördlich nach Malma Kvarn wollen. In den Schären sind auch kurze Strecken für uns Ortsunkundige gefährlich. Schließlich ist „Miss Independance“ nicht wie die „Pirol“ aus Stahl, sondern aus Plastik.


ehemalige Eisenerzmine


alte Windmühle



6. 9. 2010
Wieder ein wunderbarer Morgen mit Frühstück im Cockpit. Die Mücken scheinen gottseidank woanders zu frühstücken oder sind noch vom gestrigen Abendmahl satt. Wir genießen die Ruhe, bis etliche große Schlauchboote mit vielen, vielen älteren Leuten von See kommend in den Hafen einfallen. Bus gekommen? Merkwürdig. Sie verteilen sich mit ihren Guides in verschiedene Richtungen zur Insel-Excursion. Scheinen Englisch zu sprechen. Wir warten noch die Autofähre ab, die hinter uns angelegt hat und dann heißt es „Heiß den Anker“! Klappt hervorragend, nur bringt er ziemlich viel Modder vom Grund hoch. Als wir auslaufen, erschreckt mich ein Blick durch die davorliegenden Steinhaufen. Eine riesige Fähre scheint einzulaufen. Wir drehen einen Kringel in der Ausfahrt: die Position der Fähre ist immer noch die gleiche. Also Speed und raus. Als wir um die Ecke biegen, wird einiges klar. Die riesige Fähre ist nicht ganz so riesig und ist ein „Kreuzefahrer“ mit Namen „National Geographic Explorer“, Heimathafen Nassau. Sie liegt vor Anker. Das erklärt auch die Gummiboote mit den vielen älteren Touristen.
Die Schärenlandschaft präsentiert sich bei strahlendem Sonnenschein und bringt auch uns zum Strahlen. Dazu reicht der Wind auch wieder, für eine kurze Strecke Segel zu setzen. Die „Explorer“ überholt uns und düst Richtung Stockholm, wir biegen ab nach Malma Kvarnu. Der Hafenmeister hat uns wohl kommen sehen und begrüßt seine einzigen Gäste in diesem hübschen Naturhafen. Alles wunderbar, geschützt zwischen Rocks und Kiefernwald. Abends springen die Fische aus dem Wasser auf der Flucht vor ihren Jägern. Der Hafenmeister hat uns Licht am Steg und Duschhaus angemacht. Geht’s uns gut.





die "National Geographic Explorer"


Naturhafen Malma Kvarnu

7. 9. 2010
Petrus ist uns weiterhin hold. Sonne, blauer Himmel, Frühstück im Cockpit!
Wassertank und Batterien sind gefüllt und wir legen ab nach Saltsjöbaden. Rasmus schickt ein leichtes Lüftchen und wir „lüften“ für ein Weilchen die Segel. Leider hält der Wind nicht durch, man kann eben nicht alles haben. Unterwegs begegnen wir dem großen Zweimaster, der in Dalarö neben uns lag. Er hat bei der leichten Brise alle „Plünnen“ gesetzt und ist einen Schnappschuss wert. Das sind auch die wunderschönen Häuser von Stockholms Upperclass, die auf den Klippen an unserer Steuerbordseite thronen. Viele haben steile Treppen bis zum eigenen Badesteg mit Boots-Anleger und kleinen Hütten darauf. Sauna, vermuten wir. Der im Sommer total überfüllte Riesenhafen von Saltsjöbaden hat freie Bojen zum Aussuchen. Wir genießen die Sonne im Cockpit und bekommen Besuch von hungrigen Spatzen, die sich fast von Hand füttern lassen. Eine Ente „entert“ unser Boot, will auch einen Leckerbissen und die wagt sich sogar auf Kirstens Schoß und auf den Cockpit-Tisch zwischen die Rummykab-Steine. Das wird uns denn doch zu bunt, aber so schnell gibt sie ihre Bemühungen auf Familienanschluß nicht auf. Wir müssen noch einige Anflüge abwehren, bis sie sich trollt. Wenigstens gibt es von ihr keine stinkenden Hinterlassen-schaften.
Vor dem Grand-Hotel liegen riesige „Swan“-Yachten, so von 50 Fuß aufwärts. Wir sind beeindruckt, aber uns reichen unsere 31 „Füße“.


Zweimaster aus Dalarö


Grand Hotel in Saltsjöbaden



"Piraten"-Ente




8. 9. 2010
Kaum zu glauben, aber auch dieser Morgen beschert uns Sonne und T-Shirt-Temperaturen. Ente und Spatzen scheinen mit der gestrigen Verpflegung nicht zufrieden gewesen zu sein, sie frühstücken woanders. Gut so. Wir fahren mit der Vorortbahn in einer halben Stunde bis Stockholm-Slussen. Wandern durch Gamla Stan, die Altstadt, an dem nach Segeltörn-Ende gebuchten Hotelschiff „Mälar Drottningen“ vorbei und durch die Fußgängerzone mit den zahllosen einladenden Kneipen und verlockenden Souvenir- und Kunstgewerbe-Geschäften. Bei einem Rabenpaar vom Künstler Ritva Karlsson können wir nicht widerstehen. So ein Exemplar aus Eisen und Stein hat der Künstler auch dem neuvermählten Paar Viktoria und Daniel geschenkt, allerdings trägt die „Räbin“ da eine Krone auf dem Haupt. Um halb 8 kommen wir mit runden Füßen und einem Haufen geschossener Fotos zurück von Stockholm, eins davon zeigt den nicht ganz synchronen Wachwechsel der Palastwache.


Blick über Stockholm


im Gleichschritt Marsch


eine der großen Swan-Yachten

9. 9. 2010
Die Temperatur ist gesunken, aber immer noch gut genug, um bei Sonne im Cockpit zu frühstücken. Von hier sind es nur noch 13 sm bis Vaxholm, der letzten Insel vor unserem Charterhafen Gashaga auf Lidingö. Wieder säumen teure Villen die Ufer des engen Kanals Baggenstäken. Kirsten fährt verhalten, denn uns ist schon etwas mulmig, wenn das Lot auf 3 m fällt. Dabei wären wir auf der Schlei damit ganz glücklich, aber hier sind wir eben eher an 30 m gewöhnt. Endlich weitet sich der Kanal und dann … kommt uns ein Kümo entgegen und : BIEGT IN DEN ENGEN KANAL EIN! Soviel zu unserer vorsichtigen Durchfahrt. Allerdings fuhr dem Kümo ein kleines Motorboot mit Lotsenflagge voraus, um Entgegenkommer zu warnen. Wir sind aber trotzdem froh, dass wir ihm nicht begegnet sind. Uns hätte glatt der Schlag getroffen, wenn das Ungetüm um die Ecke gebogen wäre. Vaxholm ist umgebaut; ich war schon früher da und erkenne nichts wieder. Tankstelle nach außen verlegt, drinnen überall Mooringleinen statt Heckbojen. Aber da der Hafen leer ist, können wir wie die wenigen anderen Gastboote längsseits liegen. Die nette Hafenmeisterin verlangt moderate Nachsaisonpreise, nur 100 SEK. Hinter uns bunkert eine englische 57ft Swan „Yellodrama“ 2 Einkaufswagen voller Lebensmittel für die Rückreise nach Großbritannien. Wir kaufen auch ein, allerdings nur einen Bruchteil dessen und genießen in der Nachmittagssonne unseren Kaffee in einem gemütlichen Straßenlokal.


Kanal Baggenstäken


noch 'ne "Millionen-Villa"

10. 9. 2010
Auch unser letzter Segeltag beschert uns noch mal Sonnenschein, aber der Wind wird kalt. Es soll aufbrisen und wir beeilen uns, zurück nach Lidingö zu kommen. Und wir sind froh, früh aufgebrochen zu sein. Kurz nachdem wir noch problemlos rückwärts in „Miss Independance“-Heimatbox eingeparkt haben, kommt der Wind. Eine nachfolgende Dufour hat trotz größerer Männer-Crew mehr Schwierigkeiten.
Kirsten übernimmt freiwillig das Packen unserer Habseligkeiten. Sie meint, ich stehe ihr dabei nur im Weg. Glaube ich auch!!! Morgen um 10 Uhr ist „Abnahme“ und anschließend geht’s für 2 Tage nach Stockholm auf das Hotelschiff „Mälar Drottning“.

11. 9. 2010
Mr. Ewert ist pünktlich und wieder in Eile. Seine Freundin wartet schon, um das Boot endzureinigen. Wieder ist er nicht besonders hilfsbereit mit unseren schweren Taschen und auch nicht gut informiert über die Abfahrtzeiten der Fähre, die uns nach Stockholm bringen soll. Aber er unterzeichnet sofort das Protokoll und wir haben Glück, eine der nur zwei sonntäglich fahrenden Fähren zufälligerweise zu erwischen.
Beim Stockholmer Anleger Strömkajen stehen viele Taxis, eins bringt uns zur „Königin des Mälar-Sees“. Ein tolles altes Schiff, das Barbara Hutton von ihrem Vater zum 18. Geburtstag erhielt und zum Hotel-Schiff umgebaut wurde. Der Boden über dem Maschinenraum ist verglast und die Sitzecke darauf ein beliebter Treffpunkt für die Hotelgäste. Wir spielen abends nach ausgiebigem Stadtbummel und Besuch eines 3-D-Filmes „Wilder Ozean“ (toll) im Naturhistorischen Reichsmuseum dort noch ein bisschen Rummykab und fallen rechtschaffen müde in unsere Etagen-Kojen. Kirsten schläft oben und genießt einen traumhaften Panoramablick auf den Mälar-See.


berühmte Stockholmer Fassaden


Barbara Hutton's Geburtstagsgeschenk


Kabine auf MS Mälardrottningen





Blick in den Maschinenraum

Bis zum 14., dem Tag unseres Abfluges mit Lufthansa zurück nach Hamburg, erkunden wir Stockholm mit Schiff, Bus, Bahn und viel auch zu Fuß, holen den Besuch des sehr sehenswerten Wasa-Museums nach und kommen zu dem Schluß: Stockholm ist immer eine Reise wert. Auch für uns gerne mal wieder, irgendwann!


Christel's "Buffy" im Wasa-Hafen


Modell der Wasa, die 1628 auf
ihrer ersten Fahrt im Stockholmer Hafen
"abbuddelte" und 1961 gehoben wurde

Damit verabschieden wir uns bis ???


Im August 2011 werden wir mit einem Charterboot für 3 Wochen von Turku/Finnland aus in See stechen. Bis denne!


Christel und Kirsten
















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